Die Übersetzungen der Bibeltexte für den Kirchentag
Jürgen Ebach

Als vor zwei Jahren im Vorfeld des Kirchentags in Hannover in der "Jungen Kirche" die "Exegetischen Skizzen" abgedruckt wurden, gab es ebenfalls eine Vorbemerkung zu den Kirchentagsübersetzungen (Junge.Kirche 66, 0/2005, 1). Sie begann mit der Erinnerung an die ersten Kirchentagsübersetzungen vor zwei Jahrzehnten und Hinweisen auf die im Werden begriffene "Bibel in gerechter Sprache". Diese auch aus den Kirchentagsübersetzungen erwachsene Verdeutschung der ganzen Bibel ist im Oktober 2006 im Gütersloher Verlagshaus erschienen und wird gewiss auch bei Leserinnen und Lesern der "Jungen Kirche" Aufmerksamkeit erfahren. Wie die Kirchentagsübersetzungen folgt auch die "Bibel in gerechter Sprache" mehreren Kriterien. Sie versucht, dem Wortlaut der Bibeltexte in ihrer hebräischen, aramäischen oder griechischen Originalfassung gerecht zu werden. Sie bemüht sich um eine frauengerechte Sprache und macht die in den Texten selbst genannten oder mitgemeinten Frauen sichtbar. Sie ist für den jüdisch- christlichen Dialog aufmerksam und erweist jüdischer Schriftlektüre Respekt. Sie soll eine verstehbare, aber darum nicht vereinfachende Sprache haben.

Das bezieht sich auch auf die Rede von Gott. Gott ist in der Bibel kein Mann und die Vorstellung der Männlichkeit Gottes verstößt gegen die "Zehn Gebote". So soll auch von Gott nicht dominant in grammatisch männlichen Formen gesprochen werden. Eine immer neue Frage ist die nach einem angemessenen Umgang mit Gottes Eigennamen, der in der hebräischen Bibel mit den Konsonanten j-h-w-h geschrieben, doch seit biblischen Zeiten nicht ausgesprochen wurde und der im Neuen Testament mit dem Wort "kyrios" umschrieben wird. Die Kirchentagsübersetzungen geben den Gottesnamen einer jüdischen Tradition folgend durch die allein Gott vorbehaltene Autoritätsbezeichnung "Adonaj" wieder. Die Übersetzer/innen der "Bibel in gerechter Sprache" entschieden sich für mehrere, aber nicht für beliebige und beliebig viele Wiedergabemöglichkeiten des Gottesnamens bei gleichzeitiger graphischer Kenntlichmachung der Einheit dieses Namens.

Wenn aber die "Bibel in gerechter Sprache" nun vorliegt und sich eben den Kriterien verpflichtet weiß, die auch die Kirchentagsübersetzungen leiten, warum - so könnte man fragen - hat man nicht einfach die jeweiligen Übersetzungen der "Bibel in gerechter Sprache" genommen und diese im Programmheft des Kirchentags abgedruckt? Weil - das ist die Antwort - das Projekt der "Bibel in gerechter Sprache" mit dem Erscheinen nicht abgeschlossen ist. Ihre Übersetzenden und ihr Herausgabekreis meinen gerade nicht, dass da jetzt eine fertige "gerechte" Bibel vorliegt und dass andere Übersetzungen "ungerecht" seien. Gemeint waren und sind Schritte auf dem Weg zu einer gerechteren Sprache. Biblisch verstandene Gerechtigkeit ist kein Zustand, sondern ein Weg. Darum hat sich die Exegese-Gruppe beim Kirchentag entschieden, noch vor dem Erscheinen der "Bibel in gerechter Sprache" an den Texten und ihrer Verdeutschung weiter zu arbeiten. So wird deutlich, dass das Übersetzen wie auch das Lesen und die Verstehensversuche der "Schrift" stets weiter gehen. So sollen die Übersetzungen und die Skizzen frische Wegzehrung sein und kein Fertigprodukt.

Die Bibeltexte für den DEKT 2007 in Köln wurden - begleitet vom Kirchentagspastor Jan Janssen - von den Theologinnen und Theologen übersetzt, die die "Exegetischen Skizzen" verfasst haben. Die Skizzen werden von den jeweiligen Autor/innen verantwortet, die Übersetzungen sind ein Gemeinschaftswerk der gesamten Gruppe.

Jürgen Ebach, Professor für Altes Testament und biblische Hermeneutik an der Ruhr-Universität Bochum