Junge.Kirche 6/2003
Humor

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Inhalt [PDF]

Zu diesem Heft
Silvia Wagner

Nachruf auf Klaus Geyer [PDF]

Die Junge Kirche findet ein neues Zuhause [PDF]

Von grimmigen Theologen
Peter L. Berger

Humor hält die Hoffnung lebendig [PDF]
Gisela Matthiae

Hauptsache locker?
Okko Herlyn

Humor ist, wenn man trotzdem glaubt
Hans Conrad Zander

Vor Gott sind alle Menschen bleich – Wider eine humorlose Kirche
Hartmut Walsdorff

Narren um Christi willen
Jacqueline Leonhardt-Aumüller

Mit Humor geht’s auch
Olaf Schumann

Kann man nicht auch lachend sehr ernsthaft sein?
Hans-Jürgen Benedict

Gibt es ein intelligentes Lachen?
Norbert Bolz

Sozialgeschichtliche Bibelauslegung
Draußen vor der Tür
Matthäus 25, 1-13
Christina aus der Au

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

nimm’s mit Humor ist ein Rat – häufig der Ratschlag von anderen. Da ist sicher etwas dran, nur: Humor lässt sich weder herstellen, noch kommt er auf Abruf. 

Er ist ein Geschenk, eine Gabe, eine zauberhafte dazu. Denn Humor kann die Wirklichkeit verzaubern. Die Situation ändert sich nicht, aber der Blick darauf. Er ist nicht nur Ausdruck einer heilsamen Distanz zu den Dingen, sondern kann sie schaffen. Er hat etwas mit Demut zu tun. Wer sich bewusst ist, dass die eigenen Fähigkeiten begrenzt sind, kann eher darüber lachen, wenn die Grenzen spürbar werden. Man kann sich milder anschauen, über das eigene Missgeschick lachen und neu anfangen.

Lachen kann Schweres und Leichtes mühelos miteinander verbinden, befreit für einen Augenblick aus den irdischen Verflechtungen und lässt die göttliche Perspektive aufblitzen.

Das Lachen hatte es allerdings bis in die Neuzeit hinein schwer in der Kirche, galt es doch als Ausdruck mangelnden Glaubens. Die „grimmigen Theologen“ der Kirchengeschichte legen ein Zeugnis davon ab. Peter L. Berger, Professor für economic culture in den USA, hat ihre Geisteshaltung kritisch unter die Lupe genommen und im Humor eine religiöse Dimension entdeckt. Ebenso die feministische Theologin und Clowin Gisela Matthiae. Für sie ist Humor eine „Unternehmung des Glaubens“ und das „Noch-Humor-Haben“ Ausdruck der Hoffnung auf eine Welt, in der mehr möglich ist, als bis jetzt sichtbar geworden ist. Humor hat die Fähigkeit, dem, was Menschen zu erdrücken scheint, die absolute Macht zu nehmen. Er hat die Funktion, Auswege zu entdecken. Humor hat also mehr zu bieten als nur Entlastung von Alltagssorgen. Okko Herlyn, Theologieprofessor und Kleinkünstler, kritisiert die allzu willfährige Aufnahme der Spaßkultur in vielen Gemeinden, wo Lockerheit Selbstzweck oder gar „zum neuen Credo“ wird und die Kanzel zur Bühne für die flotte Zunge des Predigers. Wo Humor als bloße Methode eingesetzt wird, um das Evangelium zeitgemäß rüberzubringen, werden die Menschen unterfordert. Herlyn beobachtet, dass Kirchgänger ein feines Gespür dafür haben, ob Humor nur eine „aufgesetzte Masche ist“ oder ob er von woanders her lebt, „nämlich von der großen Freude, die allem Volk widerfahren wird“.

Bei Menschen, denen es gelingt oder gegeben ist, sich ihre Freude und ihren Humor in schweren Zeiten zu bewahren, leuchtet etwas davon auf. Hans-Jürgen Benedict porträtiert in seinem Beitrag zur heiteren Religionskritik Heinrich Heine, einen Mann, der sich in Lebenskrisen seinen Humor bewahrt hat und „lachend sehr ernsthaft sein kann“.

In diesem Sinn, mit einem lachenden und einem weinenden Auge, nehmen wir, die Geschäftsführerin Kirsten Kleine und die hauptamtlichen Redakteure Frank Kürschner-Pelkmann und Ulrike Plautz Abschied von der Junge.Kirche. Es wird die Zeitschrift weiter geben in einer anderen Form und mit einer anderen Struktur. Wir freuen uns, wenn Sie der Junge.Kirche weiter verbunden bleiben und ihren Neuanfang neugierig und kritisch begleiten.

Wir möchten Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, für Ihr aufmerksames Interesse, und allen Autorinnen und Autoren, die meist unentgeltlich, aus Interesse am Thema und der Zeitschrift Beiträge verfasst haben, herzlich danken. Ein besonderer Dank richtet sich an die Theologinnen Claudia Janssen und Beate Wehn, die seit Mitte der 90er Jahren die „Sozialgeschichtliche Bibelauslegung“ redaktionell betreut haben.

Ulrike Plautz