Die JUNGE.KIRCHE
– Lebenslauf einer Zeitschrift von Ulrike Plautz Zu den Herausgeberinnen und Herausgebern, die die JUNGE.KIRCHE wesentlich geprägt haben, gehören: Heinz Kloppenburg, Martin Niemöller, Helmut Gollwitzer, Georges Casalis, Friedrich-Wilhelm Marquardt und Dorothee Sölle. Der erste Jahrgang der JUNGE.KIRCHE erscheint als "Mitteilungsblatt der Jungreformatorischen Bewegung", seit der dritten Ausgabe im Verlag JUNGE.KIRCHE. Der Verleger Günther Ruprecht (der damalige Leiter des Verlages Vandenhoeck und Ruprecht) hatte für die neue Zeitschrift einen eigenen Verlag gegründet. Erster Schriftleiter war der Journalist und Theologe Fritz Söhlmann (1905–1977), die Herausgeberschaft und theologische Redaktion übernahm Hanns Lilje (1899–1977), der 1944 als Mitglied der Bekennenden Kirche verhaftet wurde. 1934 wurde die JUNGE.KIRCHE ein wichtiges publizistisches Organ und zur Informationsquelle der Bekennenden Kirche. Durch ihre Kritik an der Kirchenpolitik der "Deutschen Christen", die für eine Gleichschaltung der Kirchen eintraten, und Abdruck regimekritischer Nachrichten geriet die Zeitschrift ins Visier der Gestapo. Im Mai 1941 wurde sie verboten. 1949 erteilten die alliierten Streitkräfte der JUNGE.KIRCHE eine Druckgenehmigung. Die ersten Herausgeber der Nachkriegszeit waren Oberkirchenrat Herrmann Ehlers und Fritz Söhlmann, der die redaktionelle Verantwortung für eine kurze Zeit wieder aufnahm. Sein Nachfolger wurde 1951 Oberkirchenrat Heinz Kloppenburg (1903–1986), Vizepräsident der "Christlichen Friedenskonferenz" und langjähriger Vorsitzender des "Internationalen Versöhnungsbundes", der die Zeitschrift über drei Jahrzehnte entscheidend geprägt hatte. Die JUNGE.KIRCHE trat das inhaltliche Erbe des "Kirchenkampfes" im Dritten Reich an, indem sie sich gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands einsetzte und für die Aussöhnung mit den Völkern des Ostens engagierte. Zur Zeit des Kalten Krieges und des Antikommunismus bemühte sie sich um einen Dialog zwischen Ost- und West. In den 70er und 80er Jahren wird die Zeitschrift zur wichtigen Stimme der Friedensbewegung, die sich angesichts der atomaren Bedrohung, der Aufrüstung und der wachsenden Zahl von Kriegen weltweit formierte. Die JUNGE.KIRCHE behielt dabei die Situation der Dritten Welt im Blick, indem sie sich mit den Befreiungskämpfen in Afrika, Asien und Lateinamerika befasste und ein Diskussionsplattform zwischen Pazifisten und Vertretern der Befreiungsbewegungen bot. Themen des "Konziliaren Prozesses für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung" stehen seit dem Ende der 80er Jahre inhaltlich im Zentrum der Zeitschrift. Die JUNGE.KIRCHE bietet heute ein Forum für Befreiungstheologien, vor allem aus Lateinamerika, für den christlich-jüdischen und interreligiösen Dialog, für feministische Theologie und Ökumene. Sie befasst sich mit der Bedeutung der Erinnerung im Zusammenhang mit dem Dritten Reich und dem Holocaust, setzt sich kritisch mit den sozialen Folgen der Globalisierung und dem Weltwirtschaftssystem auseinander, beschäftigt sich in der "Dekade zur Überwindung von Gewalt" mit Gewaltprävention und Rechtsextremismus, mit Bioethik, Ökologie und der gesellschaftlichen Bedeutung von Religion und Kultur. |