Junge.Kirche 1/2023

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wer das Verb „scheitern“ bei Google aufruft, trifft überwiegend auf „Scheitern“ als einen Bestandteil unseres allgegenwärtigen Erfolgsmodells. „Richtig scheitern“. „Scheitern als Chance“. „Mut zum Scheitern“. „Komme in den Flow und gönne dir zu scheitern“, lauten einige Überschriften. Wie ist das eigentlich mit dem Zusammenhang von Kreuz und Auferstehung? Haben wir es im Neuen Testament mit einer vergleichbaren Verarbeitung des Scheiterns im Rahmen des Gelingens zu tun?

Vielleicht hilft die Unterscheidung Karl Barths zwischen dem Dunkeln als Schatten der guten Schöpfung und dem „Nichtigen“ als Einbruch von Sinnlosigkeit und Zerstörung. Das Dunkle kann im Rahmen des Guten einen Sinn bekommen und kann so auch verstanden und verarbeitet werden. Wie zum Beispiel eine Niederlage beim Sport dazu beitragen kann, für weitere Spiele zu lernen. Wenn wir es mit dem Nichtigen zu tun haben, ist es anders. Hier geht es um sinnloses Leiden, das nie in einem größeren Rahmen relativiert und erklärt werden kann, nie irgendwie doch auch „gut“ ist. Der Tod durch Kreuzigung ist Einbruch des Nichtigen. Trotzdem verkündet die Bibel, dass es auch aus dieser Erfahrung des „Nichtigen“ einen Ausweg gibt. Wir können davon loskommen bzw. wir können er-löst werden.

Die Focus-Artikel erzählen vom Scheitern und dem Umgang damit und zeigen auch, dass die Grenze zwischen der Erfahrung des Dunkeln und der Erfahrung der Finsternis nicht einfach zu ziehen ist.

Gerard Minnaard

Verantwortlich für den Focus:
Christian Reiser, Claudia Ostarek, Hans-Gerhard Klatt, Klara Butting