Liebe Leserinnen und Leser,

ein Schwerpunkt des Dresdener Kirchentages wird die Vermittlung des Glaubens im öffentlichen Raum sein. Wie sprachfähig sind Christinnen und Christen in einer Umgebung, die seit drei und mehr Generationen nichts mehr vom Evangelium gehört hat? Der Traditionsabbruch ist in aller Munde, aber in Sachsen und den östlichen Bundesländern ist er Normalität seit vielen Jahrzehnten.

Sprachfähigkeit hat in der Konfession des Wortes sehr viel mit biblischen Kenntnissen zu tun. Was genau steht in der Bibel, wie ist es zu verstehen, zu deuten, welche traditionellen Auslegungen sind zu hinterfragen? Vor allem für letzteres ist der Kirchentag seit vielen Jahren das einschlägige Forum. Die eigene Kirchentagsübersetzung, die Sie dieses Mal im Liederbuch finden, ist der Perspektivwechsel, der Kirchentagsteilnehmenden exklusiv angeboten wird. Wenn es heißt „das steht aber so in der Bibel“, dann ist oft gemeint: Das steht so in der Lutherübersetzung. Die Lutherübersetzung ist aber nicht die Bibel. Deshalb lohnt sich genaues Hinschauen auf den Originaltext und der Austausch von Exegetinnen und Exegeten. Ein solches lebendiges Gespräch führt der Kreis der Übersetzerinnen und Übersetzer, die ihre ehrenamtliche Energien eine zeitgemäße Übertragung der Texte stecken, ganz so wie Martin Luther es seinerzeit angefasst hat.

Die Losung des Dresdner Kirchentages „… da wird auch dein Herz sein“ steht so nicht „bei Luther“, kommt dem griechischen Text aber sehr nahe und wird deshalb auch von der Neuen Zürcher Übersetzung bevorzugt.

Welche Überlegungen den Kreis der Übersetzerinnen bei ihrer Arbeit leiteten, das verrät dieses Heft. Momentan prägt ein Generationenwechsel diesen Kreis, den Sie an den Namen der Autorinnen ablesen können. Die Generationen wechseln, die Kriterien der Übersetzung bleiben und sind nach den Diskussionen um die Bibel in gerechter Sprache einer breiten Öffentlichkeit bekannt: Es geht um eine Übertragung, die möglichst nahe am Originaltext bleibt. Das klingt nicht immer glatt, sondern manchmal sperrig und ungewohnt. Es geht zweitens um eine Sprache, die Frauen nicht diskriminiert, sondern in den Texten sichtbar macht, wo sie gemeint oder mitgemeint sind. Drittens geht es darum, Ergebnisse des jüdisch-christlichen Dialogs einzubeziehen und der jüdischen Schriftlektüre Referenz zu erweisen.

Dass der Deutsche Evangelische Kirchentag die biblischen Texte je neu übersetzen lässt, dient der Qualität der Bibelarbeiten, Predigten und Liturgien auf dem Kirchentag, und damit Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Die aktuelle Übersetzung, die in gemeinsamer Arbeit entsteht, entschlüsselt bisweilen die Geheimnisse der Texte und macht die Verbindungen zur Losung sichtbar, die dem Auge des Nicht-Exegeten verborgen bleiben.

Mit einem großen Dank an die Übersetzerinnen, die in diesem Heft selbst zu Wort kommen, empfehle ich Ihnen die Lektüre der exegetischen Skizzen für den 33. Deutschen Evangelischen Kirchentag in Dresden.

Dr. Ellen Ueberschär
Generalsekretärin des DEKT

Inhalt

Eröffnungsgottesdienst und Bibelarbeit am Samstag Matthäus 6,19–34
Claudia Janssen

Schlussgottesdienst am Sonntag Matthäus 6,9–13
Marlene Crüsemann

Bibelarbeit am Donnerstag Matthäus 5,1–12
Christine Gerber

Bibelarbeit am Freitag 5. Mose 30,6–20
Kim Strübind

Feierabendmahl am Freitag Rut 1, 1–22
Kerstin Schiffner

Der Kirchentagspsalm Psalm 146
Christl M. Maier

Offizielles Vorbereitungsheft zum Kirchentag in Dresden

1 Ex. 5 Euro
ab 10 Ex. 4 Euro
ab 25 Ex. 3,50 Euro

jeweils incl. Versandkosten

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