Junge.Kirche 4/2008

 

Liebe Leserin, lieber Leser,

„Die Hohepriester des Finanzkapitalismus haben sich als Hütchenspieler entpuppt. Es wird nach dieser Krise keine Rückkehr zum Status quo ante geben – und kein Bereich außerhalb von Regulierung mehr. (…) Das bedeutet auch, dass es die Kluft zwischen den Renditen in der Finanz- und der Realwirtschaft nicht mehr geben wird.“ (Ortwin Runde, SPD) Ich weiß nicht wie es Ihnen geht, aber noch nie zuvor hatte ich so stark das Gefühl, dass eine Krise gleichzeitig eine Chance ist. Mehr Regulierung? Mehr Staat? Eine neue Finanzordnung? Irgendwie scheinen alle das immer schon gewollt zu haben. Umso besser. Die Stunde von ATTAC scheint geschlagen.

„Dieses seltsame Rettungspaket zeigt, dass die Banken in Deutschland mitnichten entmachtet sind. Der Kapitalismus ist nicht am Ende, wie schon manche meinten – sondern er hat sich die Regierung zu eigen gemacht“ – schreibt Ulrike Herrmann (Journalistin) zur gleichen Zeit unter dem Titel: Der Kapitalismus besiegt den Staat. Herrmann hat Recht, wenn sie meint, dass es ein Fehler wäre, davon auszugehen, dass die Vorherrschaft des Finanzkapitals so schnell und so einfach vorbei sein wird. Eine Neuordnung des globalen Finanzsystems wird harte Arbeit und vor allem ein harter Kampf werden. In diesem Kampf – der m. E. nicht so einfach schwarz/weiß gewonnen oder verloren ist wie Herrmann schreibt – wird es u. a. unsere Aufgabe sein, die Entmythologisierung der Hohenpriester des Finanzkapitalismus als Hütchenspieler ernst zu nehmen und festzuhalten. Die Frohe Botschaft lautet: Es sind Hütchenspieler! So können wir dazu beitragen, dass die Chance nicht all zu leicht verspielt wird.

In diesem Sinne wünschen wir allen Lesern und Leserinnen frohe Weihnachten und ein aufgeklärtes 2009!

Gerard Minnaard

Verantwortlich für den Focus dieses Heftes:
Stefan Weiß, Kora Rogge, Christiane Dannemann, Klara Butting, Sigurd Bergmann, Jürgen Plötze, Geerte Froken-Bolle