Junge.Kirche 6/2002

 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

kennen Sie Wilhelmsburg? Wahrscheinlich sind Sie zumindest schon einmal durchgefahren. Wenn Sie kurz vor dem Hamburger Hauptbahnhof den Mantel anziehen und den Koffer herunterholen, dann sind Sie gerade in Wilhelmsburg. Viel mehr kennen viele Hamburgerinnen und Hamburger von dem Stadtteil zwischen Norder- und Süderelbe auch nicht. Dabei lässt sich dort erleben, wie Menschen aus allen Regionen und Religionen der Welt nebeneinander und glücklicherweise immer öfter auch miteinander leben. Dazu tragen die muslimische und die christliche Gemeinde viel bei. Friedrich Degenhardt hat für die Junge.Kirche mit Menschen in Wilhelmsburg Gespräche über ihren Alltag und ihr religiöses Leben geführt und stellt den Stadtteil vor. Eine gute Ergänzung dazu bietet das Porträt eines muslimischen Mädchens in Wilhelmsburg von Neklá Kelek.

In den weiteren Beiträgen des Heftes wird die ganze Vielfalt christlich-muslimischen Alltagslebens sichtbar. Hans-Christoph Goßmann hat sich Gedanken zu einem Kirchenbild gemacht, in dem der barmherzige Samariter ein Muslim ist, ein Gemälde aus dem Jahr 1604. Die Frage „Wer ist mein Nächster“ stellt sich für uns so auf ganz neue Weise. Über die Probleme und Chancen des heutigen Dialogs denken Reinhilde Freise und Wolfgang Wagner aus Anlass einer Tagung in der Evangelischen Akademie Bad Boll nach. Nadeem Elyas analysiert, wie sich die Beziehungen von Christen und Muslimen durch eine verzerrte Wahrnehmung seit dem 11. September 2001 verschlechtert haben. Die schwierige rechtliche Situation der Muslime in Deutschland, die Ursula Neumann und Horst Tietjens beschreiben, erschwert ihr Leben in unserem Land noch zusätzlich. Beate Bahnert hat den Lyriker Adel Karasholi besucht und Michael Briefs den Großmufti von Marseille, Soheib Bersheikh. Daraus sind zwei sehr lesenswerte Porträts entstanden. Karl-Josef Kuschel hat sich mit der „Weihnachtsgeschichte“ im Islam beschäftigt und plädiert dafür, dass die tiefgreifenden Übereinstimmungen und die nicht zu leugnenden Unterschiede im christlich-islamischen Dialog zur Sprache kommen müssen. Wir hoffen, dass dieses Themenheft Sie dazu anregt und ermutigt, an diesem Dialog mitzuwirken.

Diesem Heft liegt das Heft „Den Teufelskreis des Opfer-Seins durchbrechen“ von Ines Fischer bei. Sie hat mit Frauen in Israel gesprochen, die trotz aller Rückschläge weiter auf der Suche nach Frieden sind. Wir freuen uns, dass die Zusammenarbeit mit Erev-Rav mit diesem Beiheft erneut sichtbaren und lesbaren Ausdruck findet.

Herzliche Glückwünsche gehen nach Tübingen, wo Hermann Schäufele seinen 80. Geburtstag gefeiert hat. Für uns gratuliert Werner Dierlamm in diesem Heft. Volkmar Deile erinnert an das Friedensengagement von Kurt Scharf, der im Oktober 100 Jahre alt geworden wäre.

Eine traurige Nachricht ist zu vermelden: Am 15. November starb Walter Kreck, der vielen Leserinnen und Lesern aus seiner Mitarbeit an der Junge.Kirche bekannt ist. Wir werden im nächsten Heft einen Nachruf veröffentlichen.

Schließlich noch zwei Hinweise in eigener Sache. Diesem Heft liegt ein Programm der Tagung aus Anlass der Gründung der Junge.Kirche vor 70 Jahren bei. Wir hoffen, dass viele von Ihnen sich im Februar auf den Weg nach Bad Boll machen. Damit die Zeitschrift weiter bestehen kann, sind wir auf Ihre Unterstützung angewiesen. Eine Möglichkeit dazu besteht darin, einem lieben Menschen ein Jahresabonnement der Junge.Kirche zu schenken (siehe Seite 80). Auch im Namen all derjenigen, die an der Zeitschrift mitarbeiten, wünsche ich Ihnen eine friedliche und wirklich besinnliche Weihnachtszeit.

Frank Kürschner-Pelkmann