Junge.Kirche 4/2001

 

Der biblische Gott will die Welt umgestalten, schreibt Marie Veit in einem Beitrag zur Gottesfrage und deutet damit ein theologisches und zugleich politisches Programm an. Der Beitrag erschien 1976. Dass wir ihn in diesem Heft abdrucken, hat zwei Gründe. Zum einen enthält er wichtige Einsichten zum Schwerpunktthema dieses Heftes und belegt wieder einmal, dass theologische Einsichten denn doch nicht so schnell veralten.

Zum anderen möchten wir aus Anlass des 80. Geburtstags von Marie Veit dazu anregen, die Beiträge dieser bedeutenden Theologin und Pädagogin neu zu lesen. Den Geburtstagsgruß für Marie Veit hat Fulbert Steffensky geschrieben.

Wir hatten uns schon länger vorgenommen, ein Heft über das Verständnis von Gott zusammenzustellen, in dem bewusst unterschiedliche Positionen zur Diskussion gestellt werden.

Eröffnet wird diese Debatte von Hans-Jürgen Benedict, dem wir auf diesem Wege ganz herzlich zu seinem 60. Geburtstag gratulieren. Er gelangt in seinem Aufsatz zu der Überzeugung, dass nach Auschwitz und Hiroshima nicht mehr von einem allmächtigen Gott gesprochen werden kann. Der Abschied von einem solchen Gottesverständnis eröffnet eine neue Perspektive dafür, ernst zu nehmen, dass Gott uns zur Mitarbeit in dieser Welt einlädt.

Warum Jürgen Ebach am Glauben an die Allmacht Gottes festhält, was er darunter versteht und wie Theologie und Glauben gerade aus der Widersprüchlichkeit Gottes leben, das eröffnet überraschende Einsichten in die biblische Dialektik. Einfacher wird die Suche nach Gott so nicht, aber das hat sich Jürgen Ebach auch nicht zum Ziel gesetzt. Im Gegenteil, er hegt ein Misstrauen gegen die „einfachen Wahrheiten“, die Konjunktur haben.

Der Beitrag von Klaus Eulenberger bietet einen Überblick über den Wandel des Gottesbildes im zurückliegenden Jahrhundert und lässt gerade in dieser Gesamtschau erkennen, warum die Gottesbilder der Menschen nicht nur zeitbedingt, sondern auch unvollkommen sind. Vielleicht sollten wir es wagen, auf ganz unkonventionelle Weise über Gott nachzudenken und zu sprechen, wie es die Theologin und Clownin Gisela Matthiae in ihrem Beitrag tut. Und wir müssen auf die Christinnen und Christen in anderen Teilen der Welt hören. Deshalb haben wir Frauen aus El Salvoador, Kenia und Papua-Neuguinea nach ihrem Verständnis von Gott gefragt.

Welches Bild von Gott machen sich Kinder und Jugendliche? Das ist eine Frage, die Maria Veit seit Jahrzehnten bewegt, und die jetzt in einer Studie der Universität Würzburg systematisch untersucht worden sind. Ulrich Riegel, einer der Verantwortlichen dieses Projektes, hat die Ergebnisse für uns zusammengefasst. Der männliche Gott mit dem drohenden Blick und dem langen Bart, so eine Einsicht aus der Studie, ist passé. Und was tritt an seine Stelle? Wir hoffen, dieses Heft hilft Ihnen, darauf eine eigene Antwort zu finden. Briefe von Leserinnen und Lesern sind willkommen.

Zum Schluss noch eine Anregung. Das letzte Heft Junge.Kirche („Frauen in Bewegung“) ist bei vielen Leserinnen und Lesern auf ein positives Echo gestoßen, und wir konnten eine größere Zahl von Exemplaren auf dem Kirchentag verkaufen. Wir haben bewusst mehr Exemplare des Heftes gedruckt, um es für die Werbung für die Zeitschrift einzusetzen. Dabei können Sie uns helfen. Wenn Sie mit diesem Heft in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis, in Ihrer Schule oder bei Seminaren für die Junge.Kirche werben wollen, senden wir Ihnen gern einige Exemplare zu.

Herzliche Grüße vom Redaktionsteam dieses Heftes
Frank Kürschner-Pelkmann