Junge.Kirche 12/2000
Die Hoffnung bewahren

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Inhalt [PDF]

Zu diesem Heft
Ulrike Plautz

„So tun, als hofften wir”
Fulbert Steffensky

„Hoffnung - das Letzte, was ich verlieren werde”
Beni Müggler-Gruber

Zwischenruf
Christine Dannemann

Erfahrungen von Auferstehung im Alltag
Ivone Gebara

Die Hoffnung einer schwarzen Mutter
Carmen Hutchinson Miller

Den Anfang im Ende finden
Jürgen Moltmann

„Wo 1000 Blumen blühen”
Marie Veit

Die Vereinigten Nationen von Ludwigsfeld
Christian Schüle

Dem Frieden eine Chance geben
Heike Mahlke

Sozialgeschichtliche Bibelauslegung
Auf der Suche nach der Quelle lebendigen Wassers [PDF]
Johannes 4, 5-14
Sabine Bieberstein

„Die Hoffnung kennt tausendundeine Geschichte”, lautet die erste Zeile eines Gedichtes von Dorothee Sölle in diesem Heft. Der Hoffnung und den Geschichten, die davon erzählen, was bereits im Leben gelungen ist, wollen wir uns in diesem vorweihnachtlichen Heft widmen. Denn Hoffnungsgeschichten brauchen Raum. Als Gegengewicht zu den Nachrichten mit ihren Todesmeldungen. Es ist wichtig, dass wir diese Todesdaten nicht übersehen, nicht die Gewaltanschläge auf Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland, nicht das Erstarken des Rassismus, nicht die Toten der Kriege weltweit, nicht die Opfer von menschengemachten Hungerkatastrophen – allein um der Würde und des Lebensrechtes der Opfer willen. Es gibt eine Gegenwart, eine „Immanenz des Bösen” , stellt Ivone Gebara fest. Dies nicht wahrzunehmen und nicht als solche zu benennen, wäre wirklichkeits- und lebensfremd. Und wenn man die Nachrichten liest oder hört, dann weiß man oft nicht, warum es so sein muss, wie es ist.

Gibt es da noch einen Grund zur Hoffnung? Fulbert Steffensky geht auf die Frage ein. Er betont, dass Hoffnung nichts mit dem Glauben an einen guten Ausgang zu tun hat. Für ihn beginnt die „schwere Kunst der Hoffnung erst da, wo man nicht mehr sagen kann, worauf man hofft”. So bleibt uns nur, so „zu tun, als hofften wir”. Es geht dabei nicht um einen verblendeten Optimismus, aber wir brauchen ein Gegenüber zur Sprache der Nachrichten. Wir brauchen nicht nur Todesdaten, sondern auch Lebensbilder, damit wir Zu diesem Heft nicht dem Götzen des Todes die Macht überlassen.

Die Hoffnung braucht Nahrung. Die ökofeministische brasilianische Theologin Ivone Gebara, die in einem Armenviertel lebt, findet den Vorgeschmack auf das, wie es einmal sein soll, nicht in abstrakten Ideen, sondern in kleinen Erfahrungen des Heils mitten im Alltag, „mit dem Leiden vermischt”. Dieses Heil besitzt man nicht ein für allemal, man „muss die Suche immer wieder neu beginnen, wie man täglich von neuem isst und trinkt”.

Hoffnung ist immer eng verbunden mit dem Erzählen von Geschichten, denn Hoffnung ist weniger eine theoretische Angelegenheit, sondern vor allem eine Sache der Praxis. Marie Veit hat Geschichten zusammengetragen, die den Blick darauf lenken, was bereits gelungen ist, und hat „1000 Blumen” an der politischen Basis entdeckt, die es wert sind, beachtet zu werden. Diese Geschichten machen Mut und können Kraft geben, das Kleine anzufangen und Stolpersteine wegzuräumen, wo wir die Berge nicht wegräumen können.

Mit dem Thema Hoffnung hat sich der Theologe Jürgen Moltmann intensiv beschäftigt. Mit seinem 1964 erschienenen Buch „Theologie der Hoffnung” wurde der Tübinger Theologe weltweit bekannt und wird seitdem gelesen – vor zwei Jahren ist bereits die 13. Auflage erschienen. Die Theologin und Journalistin Johanna Jäger-Sommer hat Jürgen Moltmann für die Junge Kirche besucht und ihn unter anderem nach seinen persönlichen Erfahrungen mit der Hoffnung befragt.

Über eine einzigartige Siedlung im Nordosten Münchens berichtet Christian Schüle. Auf dem Grundstück des ehemaligen Außenlagers des KZ Dachau für Zwangsarbeiter, in Ludwigsfeld wohnen heute Menschen aus 22 Nationen friedlich zusammen. In die nach 1945 neu erbauten Wohnblocks zogen zunächst ehemalige Zwangsarbeiter und Flüchtlinge aus dem Osten ein – aber auch ehemalige Nazi-Deutsche, die im Arbeitslager Aufseher waren. Der Donkosake Boris Kuberlinow gründete die Siedlung, die einigen Bewohnern „zum Paradies” geworden ist und in der heute Buddhisten mit Juden, Muslimen und Christen leben und feiern.

Die Pastorin Heike Mahlke hat bosnische Flüchtlinge nach deren Rückkehr in ihrer Heimatstadt Kozarska Dubica besucht. Sie musste dort miterleben, wie Hoffnungen zerstört wurden: Trotzdem hat sie auch heute hoffnungsvolle Initiativen entdeckt, die Wiederaufbau und Versöhnung zum Ziel haben.

Die Redaktion dieses Heftes wünscht Ihnen viel Freude an der Lektüre, eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Jahreswechsel.
Ulrike Plautz