Junge.Kirche 11/2000
Rechtsextremismus

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Inhalt [PDF]

Zu diesem Heft
Sabine Plonz

Ein Oktober in Deutschland
Frank Kürschner-Pelkmann

Zwischenruf
Dieter Hildebrandt

Die Väter von morgen
Friedrich von Kymmel

Rechtsextremismus und die Bilder des Fremden
Margret Jäger/Siegfried Jäger

„Hier ist es nicht mehr normal, Glatze zu tragen”
Filippo Smaldino

Welche Chancen hat politische Bildung?
Klaus Ahlheim

Erst kommt das Feindbild, dann die Gewalt
Reinhard Hempelmann

Sozialgeschichtliche Bibelauslegung
Was die Völker erkennen [PDF]
Ezechiel 37, 24–28
Frank Crüsemann

Liebe Leserinnen und Leser,

„Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden.” (Art. 3,3) Das Grundgesetz setzt Unterschiede zwischen Menschen voraus, leitet daraus aber keine Vorherrschaft einer Gruppe über die andere ab. Anders das rassistische Denken und der Rechtsextremismus:
„Rechtsextreme Ideologie wird von der Grundauffassung geleitet, dass die Menschen von Natur aus ungleich sind und diese Ungleichheit ihnen die jeweilige Stellung in der Gesellschaft beziehungsweise der Welt zuweist”, schreiben Margret und Siegfried Jäger in diesem Heft. Zu diesem Heft „Von Natur aus ungleich”, das haben die Geschichtstheologien der Nazizeit und die weiße Apartheidsideologie gleichgesetzt mit einer göttlichen Gebotsordnung. Eine solche „Natürliche Theologie” ist nach Karl Barth die Theologie des „Christen als Bourgeois”, der das Evangelium seinem Herrschafts- und Bereicherungsstreben unterordnet. Wäre auf dieser Spur heute dem Rechtsextremismus theologisch etwas entgegenzusetzen?

Unser Heft bietet Ihnen ein breites Spektrum zum Verstehen und zur Auseinandersetzung mit dem aktuellen Rechtsextremismus. Und doch konnten wir nur einen Teil dessen, was nötig ist, berücksichtigen: eine Chronologie rassistischer und antisemitischer Gewalttaten, eine Polemik des Zeitzeugen und Kabarettisten Dieter Hildebrandt in Erinnerung an die alten Nazis, ein Plädoyer für politische Bildungsarbeit, eine Analyse, wie vernunftresistent Vorurteilsstrukturen sind, Theorieansätze zur Herleitung von Fremdenfeindlichkeit sowie ein Bericht über den Alltag mit einer größer werdenden Gruppe rechtsextremer und angepasster Jugendlicher und ein Interview über ein Jugendprojekt in Brandenburg. Die Beiträge spiegeln wider, wie Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt sich in der Mitte der Gesellschaft festsetzen und zur „Normalität” werden.

Was tun? Wie ist die öffentliche Aufmerksamkeit wach zu halten, ohne zu dramatisieren und Abnutzungsprozesse hervorzurufen? Die meisten Autoren setzen auf Aufklärung, Wissensvermittlung und Dokumentation – auf politische Bildung. Vielleicht bieten die neuen Bürgerinitiativen und Bündnisse eine Chance, Menschen gegen Fremdenfeindlichkeit zu wappnen. Denn die Politikgestaltung am Runden Tisch lebt davon, die Vielfalt zu kultivieren. Dringend scheint mir zu sein, sich mit den Ursachen und dem Funktionieren des Rechtsextremismus und seinen Gewalttaten aus Sicht der Geschlechterdifferenz zu befassen. Frauen und Männer leben unter dem Patriarchat ihre Aggressionen anders aus, fallen Gewalt auf verschiedene Weise zum Opfer, profitieren unterschiedlich von der Mittäterschaft, erhoffen sich zum Beispiel andere Dinge von der Teilnahme an neonazistischen Jugendgangs. Hier liegt sicher auch eine Herausforderung für den Feminismus und die feministische Theologie.

Wir möchten Sie auch dieses Jahr bitten, Geschenkabonnements zu übernehmen und möglichst auch weitere Abonnenten zu werben, denn sie sichern damit in der kleiner gewordenen evangelischen Presselandschaft die Zukunft der Junge.Kirche. Ihre Spenden sind ebenfalls sehr willkommen, zumal sie steuerlich wieder absetzbar sind.

Mit herzlichen Grüßen aus dem europäischen Grenzgebiet!
Für das Redaktionsteam
Sabine Plonz