Junge.Kirche 10/2000
Das liebe Geld

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Inhalt [PDF]

Zu diesem Heft
Frank Kürschner-Pelkmann

„Arme wird es unter euch nicht geben“
Theologie und Kirche in der Krise der Ökonomie
Günter Reese

Befreiung vom Konsumismus
Gerhard Breidenstein

Zwischenruf
Martin Stöhr

„Geld schafft Freiheit, das zu tun, was ich will“
Thomas Mührke

Mit der Wirtschaft verlobt
Kristian Stemmler

Damit die Kirche kein Museum wird
Beate Bahnert

Die „Theologie des Wohlstands“ in Peru
Ibis Lyulla Torres

Colloquium 2000: Am Anfang eines langen Weges
Michael Ramminger

Sozialgeschichtliche Bibelauslegung
Euer Leib ist Tempel Gottes [PDF]
1. Korinther 6,9–14.18–20
Luise Schottroff

Geld regiert die Welt – manchmal hat die Volksweisheit Unrecht. Nein, nicht das Geld regiert, sondern die Besitzer des Geldes, ein großer Unterschied, gerade in einer Zeit, in der täglich Milliardenbeträge rund um den Globus zirkulieren, bewegt von gut bezahlten Angestellten an Computern, die binnen Sekunden Millionen gewinnen oder auch verlieren. Wie die Besitzer des großen Geldes die Welt regieren, das ist heute viel schwerer zu erkennen als in der Zeit der Fugger. Und doch besteht kein Zweifel, dass die Steigerung des Geldvermögens der ganz Reichen einen enorm großen Einfluss auf das Schicksal von Milliarden Menschen hat.

In diesem Heft geht es um das „liebe Geld“. Am Anfang steht ein Beitrag von Günter Reese, in dem er nachzeichnet, was die Bibel uns zu Fragen von Armut, Reichtum und Geld zu sagen hat, und daraus Konsequenzen für unser heutiges Wirtschaften zieht.

„Arme wird es unter euch nicht geben“ – diese biblische Verheißung ließe sich heute verwirklichen, wo die Menschheit als Ganze unendlich viel reicher ist als in biblischen Zeiten. Es wäre zu einfach, für das Scheitern des Ausgleichs zwischen Arm und Reich nur „die Anderen“ verantwortlich zu machen, und es wäre ebenso falsch zu sagen, „wir“ sind alle in gleicher Weise dafür verantwortlich. Gerhard Breidenstein stellt dar, wie immer mehr Menschen dem Konsumismus verfallen und ihr Geld zur Befriedigung dieser Sucht einsetzen. Die „Befreiung vom Konsumismus“ ist deshalb notwendig, um globale Probleme zu lösen und die Vision von einem befreiten Leben zu verwirklichen.

Dieser Weg, die eigene Verflochtenheit in das System von Geld, Konsum und Macht zu erkennen, eröffnet auch einen Weg, mit denen ins Gespräch zu kommen, die große Unternehmen leiten und viele Möglichkeiten und damit auch eine besondere Verantwortung haben, Geld zum Wohle der Mitmenschen einzusetzen. Ulrike Plautz hat mit Thomas Mührke gesprochen, der eine leitende Stellung in einem großen Software-Unternehmen hat.

Das „liebe Geld“ ist – oft notgedrungen – auch in unseren Kirchen ein wichtiges Thema. Kristian Stemmler stellt dar, wie Kirchengemeinden in Hamburg versuchen, mit Hilfe von Sponsoren die Lücken im Haushalt zu schließen und neue Initiativen zu finanzieren. Viele tun dies mit Erfolg, stehen aber vor der Frage, was aus einer Kirche werden soll, die zunehmend von Sponsoren abhängig wird.

Noch schwieriger ist die finanzielle Situation der Landeskirchen in den östlichen Bundesländern. Beate Bahnert hat Gemeinden in Sachsen besucht und erfahren, wie vieles auch mit wenig Geld möglich und wo ein grundsätzliches Umdenken angesagt ist, wenn die Kirche nicht kaputtgespart werden soll und die Kirchengebäude nicht zu Museen werden sollen. Ibis Lyulla Torres stellt dar, warum ausgerechnet im wirtschaftlich armen Peru die „Theologie des Wohlstands“ so viele Anhänger findet. Hinweisen möchte ich schließlich auf die Stellungnahme von Michael Ramminger zu den Ergebnissen des „Colloquium 2000“ und auf die Sozialgeschichtliche Bibelauslegung von Luise Schottroff.

Wir sind erschrocken und bestürzt über die Anschläge auf jüdische Synagogen in unserem Lande. Sie stehen in einer langen Reihe von Angriffen auf jüdische Gotteshäuser und Friedhöfe. Wie aus einer Meldung im Nachrichtenteil dieses Heftes hervorgeht, werden mittlerweile 40 Grabschändungen im Jahr bekannt, viele andere Verwüstungen auf jüdischen Friedhöfen werden nicht angezeigt. Wehret den Anfängen, lautet seit vielen Jahren eine Forderung derer, die sich mutig gegen Neonazismus und Antisemitismus zur Wehr setzen. Inzwischen müssen wir uns leider nicht mehr nur gegen die Anfänge zur Wehr setzen, sondern gegen eine ziemlich breite Bewegung von Neonazis und Mitläufern, die überall in unserem Land zu finden ist.

Helfen Sie mit, dass der Widerstand gegen diese Angriffe auf unsere jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürger eine Sache aller Generationen wird und bleibt.
Ihr Frank Kürschner-Pelkmann