Junge.Kirche 6/2000
Ursachen von Gewalt

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Inhalt [PDF]

Zu diesem Heft
Christiane Dannemann

Der sogenannte Herr [PDF]
Günter Reese

Biblische Theologie und Gewalt gegen Frauen
Frank Crüsemann

Zum Töten missbraucht – Kindersoldaten in den Kriegen der Welt
Frank Kürschner-Pelkmann

Zwischenruf
Gerhard Breidenstein

Gedenken an einen Ökumeniker
Nachruf auf Jaroslav N. Ondra
Martin Stöhr

Vom Elend der neuen Kriegsbejahrung
Dieter Schellong

Der Schutz von Gewaltopfern – ein Grenzfall der Friedensethik
Hans-Jürgen Benedict

Zivilcourage für Menschenrechte
Martin Stöhr

Sozialgeschichtliche Bibelauslegung
Hoffnung für die Gemeinschaft der Welt
1. Petrus 3, 8–15a
Hanka Pfannová

Unsere Entscheidung, nach Möglichkeit allen Heften einen Themenschwerpunkt zu geben, ist von vielen Leserinnen und Lesern begrüßt worden. Darüber freuen wir uns. Nachdem wir nun drei Themenhefte gestaltet haben, können wir schon feststellen, dass dadurch zwar mehr Arbeit entsteht, aber dass es uns auch mehr Spaß macht, nach diesem neuen Konzept zu arbeiten. Vor allem können wir gezielt Autorinnen und Autoren ansprechen, von denen wir uns interessante Beiträge erhoffen. Und wir können auch verstärkt darauf achten, dass nicht nur Beiträge aus Deutschland und von Deutschen vertreten sind, sondern wir unserem Namen als Zeitschrift europäischer Christinnen und Christen gerechter werden. Dennoch wird es ab und an auch „gemischte Hefte“ geben. Wie dieses Heft, das Sie gerade erhalten haben.

Um Ursachen von Gewalt geht es in mehreren Beiträgen. Günter Reese schreibt in seinem theologischen Essay über die Folgen, die sich aus der Übersetzung des Gottesnamens mit „Herr“ ergeben, die schon auf das erste vorchristliche Jahrhundert zurückgeht und sich durchgesetzt und gehalten hat. Für mich war es immer ein Stück Herrschaftskritik, Gott „Herr“ nennen zu können, und schon durch den Namen anderen Mächten und Herren die von ihnen beanspruchte Macht und Gewalt zu bestreiten. Aber es besteht die Gefahr – so Günter Reese –, dass man die negativen Eigenschaften, die man mit den Herrschern der Welt assoziiert, auf Gott überträgt und die biblisch bezeugten Wesenszüge des befreienden Gottes, der auf Seiten der Armen und Entrechteten steht, überdeckt werden.

„Gott, wie ihn die Bibel zeichnet, kann vielleicht überhaupt nur aus der Perspektive der Unterdrückten, der Opfer von Gewalt sachgemäß erfahren werden“, lautet ein Fazit von Frank Crüsemann. Unsachgemäße Auslegung von biblischen Texten hat jedoch immer wieder zur Legitimierung von Gewalt geführt. In seinem Vortrag stellt Crüsemann die These auf, dass ganz unterschiedliche Gewaltlegitimierungen wie die der Gewalt gegen Frauen und der Gewalt, die sich in einer antijudaistischen Bibelauslegung manifestiert, in der patriarchalen Bibelauslegung des Alten Testamentes gemeinsame Wurzeln haben. Gewalt ist in den Texten des Alten Testamentes die Ursünde.

Um Zivilcourage geht es in Martin Stöhrs Laudatio anlässlich der ersten Verleihung des Julius-Rumpf-Preises an die Evangelische Kirchengemeinde Joachimstal. Der Preis wird von der Martin-Niemöller-Stiftung vergeben an Initiativen, die für Toleranz, gewaltfreie Konfliktlösung und Versöhnung eintreten. Er ist benannt nach dem Wiesbadener Pfarrer Julius Rumpf, dem Geschäftsführer des von Martin Niemöller gegründeten Pfarrernotbundes und führenden Kopf der Bekennenden Kirche in Hessen-Nassau.

Ob der Einsatz im Kosovo grundsätzlich und im Blick auf die erzielten Ergebnisse befürwortet werden kann, ist nach wie vor auch in den Kreisen der Friedensbewegung strittig. Im Februar-Heft hatten wir das Thema aufgegriffen und damit unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. Dieter Schellong zeigt in seinem Artikel die Unstimmigkeiten und sprachlich verräterischen Implikationen in der Argumentation der Befürworter auf. Da Schellong durchgängig Bezug auf den Artikel von Hans-Jürgen Benedict in 2/00 nimmt, haben wir diesem die Gelegenheit zu einer Reaktion eingeräumt. Die Auseinandersetzung über diesen Text möchten wir damit abschließen, nicht aber das Gespräch über das grundsätzliche Problem. Es wird uns weiter beschäftigen müssen, denn das politische Klima hat sichdurch den NATO-Einsatz verändert. Es ist jetzt klar, dass das Bündnis auch in Zukunft Einsätze für legitim halten wird, wenn Interessen eines seiner Mitglieder, – besonders seines mächtigsten – berührt werden.

Für das Redaktionsteam grüßt herzlich
Christiane Dannemann