Junge.Kirche 4/2000

Liebe Leserin, lieber Leser,

im Mittelpunkt dieses Heftes steht eine Einladung, die Einladung, sich für die Begegnung mit Gemeinden fremder Sprache und Kultur zu öffnen, von denen es viele hundert in unserem Lande gibt. Die katholischen Gemeinden werden von den lokalen Ortsgemeinden aufgenommen. Schwieriger ist die Situation der evangelischen und orthodoxen Gemeinden, um die es in mehreren Beiträgen dieses Heftes geht. Die meisten von ihnen verfügen über keine eigenen Kirchengebäude und Gemeinderäume. Sie mieten deshalb Räume in evangelischen Kirchengemeinden oder treffen sich in Wohnungen. Viele Mitglieder der Gemeinden sind Migrantinnen und Migranten, oft haben sie keinen gesicherten Aufenthaltsstatus, und immer leben sie zwischen zwei Welten. Die Gemeinde wird für sie zu einem Stück Heimat, gibt ihnen Geborgenheit und Identität.

Die Autorinnen und Autoren des Themenschwerpunktes fremdsprachiger Gemeinden in Deutschland geben einen Einblick in die Vielfalt dieser Gemeinden und ihre Erfahrungen mit den deutschen Kirchen. Das Verhältnis mancher deutschsprachiger Kirchengemeinden zu ihren Gastgemeinden bedarf offenbar der Verbesserung. Es reicht nicht aus, einen Mietvertrag abzuschließen und Termine und Reinigungsfragen zu klären. Die afrikanische oder indonesische Gemeinde ist Teil der einen Kirche in der Welt und der kirchlichen Gemeinschaft in Deutschland. Das Miteinander mit Gemeinden fremder Sprache und Kultur eröffnet, das zeigen die Beiträge dieses Heftes, große Chancen zum ökumenischen Lernen und zur Belebung des eigenen Gemeindelebens.

Den Anfang des Heftes bildet ein Beitrag von Günter Reese zur Auferstehung. Er macht Mut, neu über die Bedeutung der Osterereignisse vor fast zwei Jahrtausenden für unser eigenes Leben nachzudenken. Der Beitrag führt weit über die Debatte um das leere Grab hinaus. Mir hat er geholfen, mein Verständnis von der Auferstehung neu zu bedenken, und ich nehme an, dass es vielen Leserinnen und Lesern ähnlich gehen wird. Ans „Herz legen“ möchte ich Ihnen auch den Beitrag von Anne Reichmann zur Zeit. Die Lektüre in den vielleicht etwas ruhigeren Ostertagen kann anregen, über den eigenen Umfang mit der Zeit nachzudenken, auch darüber, das eigene Leben jenseits des „Hier und Jetzt“ neu zu gestalten. Auffällig, wie Günter Reese und Anne Reichmann von ganz unterschiedlichen Zugängen her zu sehr ähnlichen Erkenntnissen gelangen.

Am Ende dieses Editorials müssen gleich zwei Entschuldigungen stehen. Zum einen haben wir zwei Fotos verwechselt und deshalb in der letzten Ausgabe Junge.Kirche den Bischof Medardo Gómez statt des ermordeten Bischofs Oscar Arnulfo Romero abgebildet. Wir bedauern dies sehr.

Die zweite Entschuldigung geht an jene Leserinnen und Leser, die ihre Rechnung für das Jahr 2000 bereits bezahlt haben, oft ergänzt um eine Spende, die nun eine Spende erhalten haben. Wir haben den Rechnungsversand in Zusammenarbeit mit unserer Druckerei auf ein EDV-System umgestellt und in diesem Prozess hat die Abstimmung mit der Buchhaltung noch nicht völlig geklappt. Wir bitten alle, die bereits bezahlt oder uns eine Einzugsermächtigung erteilt haben, die Rechnung zu ignorieren und sich über den Fehler nicht zu sehr zu ärgern.

Allen Leserinnen und Lesern wünscht das Redaktionsteam ein ruhiges Osterfest mit viel Zeit zum Lesen, Nachdenken und Gottesdienst feiern.
Frank Kürschner-Pelkmann